Begleitet durch Texte von Katinka Strassberger, Prof. Dr. Werner Durth, Gerhard Matzig, Dr. Alexander Schmidt sowie ein Fotoessay von Ilona Falk, das einzelne Gebäude im Heute porträtiert, werden Biografien, Werdegänge und Gebäude systematisch gegenübergestellt. Ihre Bewertung bleibt offen und ist gleichermaßen manifestiert.
„Demokratische Strukturen können Baukunst erzeugen. Was für nichtdemokratische Strukturen ebenfalls gilt“, beschreibt Gerhardt Matzig treffend in seinem Beitrag, wie totalitäres Gedankengut in die Gesellschaft und ihre Strukturen, gar ihre Gebaute Umwelt, sickert.
Ernst Sagebiel, der im September 1935 „mit großer Freude“ den Auftrag des Luftwaffenverwaltungsamtes im Reichsluftfahrtministerium für die Planung des neuen Flughafen Berlin-Tempelhof annahm, ist neben Konstanty Gutschow, Rudolf Hillebrecht, Rudolf Wolters, Helmut Hentrich, Walter Brugmann, Franz Ruff, Wilhelm Schlegtendal, Heinz Schmeißner und Julius Schulte-Frohlinde einer der zehn Akteure aus der Architektur, die sich den neuen politischen Verhältnissen nach 1933 unterwarfen. Erich Mendelsohn, Egon Eiermann, Ernst May und die Architektin Karola Bloch stehen für die anderen, die im Nationalsozialismus um Beruf, Ansehen und Leben fürchten mussten.
Ausgehend von Werner Durths grundlegenden Arbeiten über deutsche Architektinnen und Architekten während und nach dem Nationalsozialismus untersucht Prof. Dr. Richard Woditsch zusammen mit Architektur-Studierende der Technischen Hochschule Nürnberg, inwiefern sich Auftraggeber und Zeitgeist in deren Entwürfen und Bauwerken widerspiegeln. Hierbei wird ein besonderer Fokus auf die Nachkriegszeit gelegt, um die Verstrickungen vieler Akteure aus Architektur und Stadtplanung des neuen demokratischen Deutschlands mit dem in Schutt und Asche liegenden „Nazi-Deutschlands“ aufzudecken. Gleichzeitig wird dargelegt, dass es ebenso Karrieren gab, die anders verliefen. Es sind Biografien von Personen, die aufgrund ihrer Religion oder politischen Überzeugung während des Nationalsozialismus nicht praktizieren durften oder konnten.
„Chronologie einer Ideologie“ lotet die unterschiedlichen Haltungen und Strategien zum Nationalsozialismus in einem nur scheinbar politisch neutralen, technisch geprägten Berufsfeld aus. Der Querschnitt, der dabei entsteht, ist exemplarisch und beansprucht keine Vollständigkeit. Es ist der Versuch, die Legende der sogenannten Stunde Null zu konterkarieren.
„Nie wieder“ gilt heute wie morgen.
Chronologie einer Ideologie
Architektur–Biografien im Nationalsozialismus und danach
Herausgegeben von Prof. Dr. Richard Woditsch
Im Auftrag der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Theorie der Architektur und Entwerfen, Fakultät Architektur
240 Seiten, Softcover, 18 x 27 Zentimeter, Deutsch
Texte: Katinka Strassberger, Prof. Dr. Werner Durth, Gerhard Matzig, Dr. Alexander Schmidt
Redaktion: Jeanette Kunsmann
Fotografie: Ilona Falk
Portraits: Stephan Burkoff
Konzept: Mitte /Rand Verlag
Gestaltung Niklas Sagebiel
ISBN 978-3-9824252-8-3
Mitte/Rand Verlag, Berlin 2023
www.mitte-rand.de